Was macht die Bekleidungsindustrie aus?


(deutsch/english)

Wenn von Berufen im Modebereich gesprochen wird, unterscheidet man ziemlich oft zwischen Industrie und Handwerk. Aber worin unterscheiden sich diese Bereiche eigentlich so sehr und welche Vorteile und Nachteile hat das eine gegenüber dem anderen? Hier gibt es erst einen persönlichen Bericht und danach die Meinung von dem „Head of Design“ von TOM TAILOR: Felix Bösel.

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If we speak about professions in the fashion industry, we often differs between industry and trade. But what distinguish this areas so much and what are the adventages and disadventages of the one in comparison with the other one? Today you can first read about my personal experience and then about the „Head of Design“ from Tom Tailor: Felix Bösel.

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Bevor ich mich entschlossen habe, dass eine Ausbildung zur Modenäherin in meinen Lebenslauf wohl ganz gut passen könnte, waren mir beide Bereiche ziemlich fremd.  Mit dieser Unwissenheit habe ich mich dann dazu entschieden meine Ausbildung in einem größeren Industriebetrieb zu machen. Hinter der Industrienähmaschine, die sehr darauf spezialisiert war besonders schnell, besonders viel zu nähen, wurde mir der Unterschied dann ziemlich schnell bewusst. 
Der größte und bekannteste Unterschied ist wohl, dass in der Industrie Bekleidung in Konfektionsgrößen, also in den normalen Standartgrößen, in Serien produziert wird, während im Handwerk individuelle und maßgefertigte Bekleidungsstücke gefertigt werden. Für die fleißige Näherin heißt das, entweder einen, sich ständig wiederholenden Arbeitsgang durchführen oder ein Kleid von Anfang bis Ende nähen, mit allen Änderungen die dabei so anfallen. Aber beides hat seine Vor- und Nachteile:  Aus der Erfahrung kann ich sagen, dass das häufige Wiederholen eines Arbeitsschrittes (den man schon im Schlaf kann und in dem Moment viel lieber eine schöne Tasche nähen möchte als zum 20sten Mal diesen doofen Reißverschluss einnähen) eine unglaublich gute Übung und Perfektion mit sich bringt. Andererseits finde ich es auch sehr reizvoll ein Teil wirklich von vorne bis hinten zu fertigen, was allerdings auch viel mehr Vorstellungskraft und Erfahrung benötigt.

In der Industrie sind die ausschlaggebenden Aspekte Zeit und Geld. Das ist zwar auch ein Faktor im Handwerk, doch die Industrie ist eben abhängig von der allgemeinen Gesellschaft. Jeder kennt’s: Immer mehr für immer weniger Geld. Da befinden wir uns dann ganz schnell in der Produktion in den Billiglohnländern.  

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Before I started my apprenticeship as a tailor I knew very little about Industry or trade. With this ignorance I decided to begin my education in a major industrial operation. When I worked with a sewing machine, which was specialized to sew very fast and many fabrics in very little time I realised the difference.
 
The largest and best-known difference between industry and trade is probably that the industry are produces standart sizes like S, M, and L. While in trade produced clothes are custom-made and individual. For the hardworking seamstress this means that the worker has either to perform a repetitive process or to sew a dress from the beginning until the end. Both have their advantages and disadvantages: From experience I can tell from doing the common repeat of one work step ( it can be annoying to run in the zipper for the 20th time) you   get incredibly good practice and perfection. But I think it is also very attractive to produce a clothing from the beginning until the end.
 
In the industry the most important aspects are time and money. Sure, these aspects are also important in trade but the indusrty is dependent on the general society. Everyone knows: We want more and more and this for less money. Since we are quickly in production in low-wage countries.

Tom Tailor Denim campaign spring-summer 2011 by Felix Bösel

 

Vor einigen Woche haben wir uns, im Rahmen der Berufsvorbereitungs-Vortragsreihe der FH Bielefeld, einen Vortrag eines Modedesigners aus der Industriebranche anhören dürfen. Felix Bösel studierte an der HAW Hamburg und arbeitet heute als Head of Design bei Tom Tailor in Hamburg.
Er berichtete uns einerseits von seinem Werdegang, der ihn über Praktika bei Bernd Berger und Jil Sander dorthin führte wo er jetzt ist und andererseits von seinen Aufgaben als Designer in einem großen Industriebetrieb. Nach Bösel werden pro Jahr 12 Kollektionen rausgebracht, sowie 12-20 neue Hemdenentwürfe pro Monat. Da wird schnell deutlich, dass viel vom Zeitmanagment und der Organisation abhängt. 
Auf die Frage: „Produzieren sie auch in Asien?“ antwortete Felix Bösel , fast schon wie erwartet, mit Ja. Er wies darauf hin, dass bei einem Hemdpreis von ca  40€, bei normaler Kalkulation,  es sehr schwierig ist in einem besser verdienendem Land produzieren zu lassen.  Wird es noch billiger, sind die „teuren“ Länder wie Bangladesch und Indonesien auch schon aus dem Rennen.  Allerdings betonte er, dass er sich selbst einige Produktionsstätten angesehen habe und sehr viel Wert auf Richtlinien lege.
Was man sich nun darunter vorstellen soll bleibt der Imagination überlassen. Ich finde es immer wieder erschreckend, dass die Bekleidungsindustrie so sehr von Geld und Zeit abhängig ist und darunter die Produktionsbedingungen immer mehr leiden. Ich glaube, dass sich oft über die günstigen Angebote einfach zu wenig Gedanken gemacht wird und es herrscht weiter: Ein immer vollerer Kleiderschrank für immer weniger Geld. 

Was meint ihr dazu? Macht ihr euch auch manchmal Gedanken, wie ich, über den relativ günstigen Preis eines T-Shirts? 

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Last week we listened to a presentation of a fashion designer from the industrial sector, because of our series of lecture at the FH Bielefeld. Felix Bösel studied at the HAW Hamburg and currently works as Head of Design at Tom Tailor in Hamburg.
 
One the one hand he told us about his career, which started with internships at Bernd Berger and Jil Sander until he started at Tom Tailor. On the other hand he told us about his duties as a designer in a large industrial plant. Bösel explained that he has to produce 12 collections every year and additionally 12-20 new shirt designs per month. This shows clearly that a lot depends on the time management and organization.
To the question: „Does Tom Tailor produce in Asia?“ Felix Bösel said as though he expected that question: yes. He explained that a shirt price about 40€ can’t be realized if you produce your product in countries where people earn more. When the price has to be cheaper then the „expensive“ countries like Bangladesh and Indonesia are already out of the race. However, he stressed that he sees the production sides for himself that he values fair policies.
 
Whatever he means by that empty phrase. I think it’s always frightening that the fashion industry depends so much on money and time and the production circumstances suffer from that. Often there are too little thougts about the little price of the clothes. People simply don’t care. So the wardrobe gets fuller of clothes for less money. 
 
What do you think about that? Do you have the same thougt like me about the low price of a T-shirt?
 

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