Bloggen, Scham und Feminismus

Feminismus

Bloggen, Scham und Feminismus // Nach Jahren des Veröffentlichens schreibe auch ich mal etwas über diese Tätigkeit selbst. Es ist nicht immer alles so rosig wie es aussieht. Wie oft habe ich mich geschämt, schäme mich immer noch regelmäßig wegen veröffentlichter Bilder von mir, weil ich nicht dem Standard Schönheitsbild entspreche und weil zu viele Leute einen deswegen verurteilen. Doch sollte diese Zeit nicht mal vorbei sein?

Unter uns Bloggern ist es ja kein Problem viele Fotos, Selfies oder sogar reizvolle Bilder von sich zu zeigen und von anderen zu sehen. Ganz im Gegenteil.

Ich kann all meinen Blogger_Bekanntschaften immer nur applaudieren, wenn sie mal wieder oh-so-schöne Fotos von sich zeigen, man merkt wie Texte besser werde, sie mutig sind den nicht Standart-wunderbaren Körper ein Stück mehr zu zeigen und einfach dazu stehen. Applaus an euch, ihr Tollen!

Trotzdem kann ich nicht umher, mich wahnsinnig unwohl zu fühlen, wenn Leute aus bestimmten anderen Kreisen mitbekommen, dass ich überhaupt ein Blog habe. Geschweige denn, wenn sie meine Bilder sehen oder Texte lesen. Denn ja, ich versuche selbstbewusst zu sein, obwohl ich ein sehr unsicherer Mensch bin. Anscheinend kommt das bei vielen als ach-so-egozentrisch rüber. Und ja: ich mache Grammatik- und Rechtschreibtfähler. Meistens unabsichtlich.

Wenn jemand etwas zum bloggen sagen, kommt immer wieder die Frage nach dem warum. Warum das Ganze überhaupt?

Aber dieses ständige Gefühl der Verurteilung ist halt echt scheiße. Warum das Ganze dann überhaupt? Gute Frage, die ich mir allzu oft selbst stelle. Manchmal sind es die notwendigen Botschaften, die man setzen will, wie mit der Fashion Revolution. Manchmal ist es vielleicht auch das verzweifelte Bedürfnis seiner eigene Existenz in dieser viel zu schnellen Zeit einen Wert zu geben. Letzten Endes mache ich etwas. Etwas, wobei ich tolle Menschen weltweit kennen lerne, woraus wunderbare Freundschaften entstanden sind, woraus ich täglich lerne und wodurch ich letztendlich als Selbstständige etwas Geld verdiene.

In letzter Zeit fällt mir immer häufiger auf wie sehr ich es auch als feministisches Statement sehe. Was hat das Ganze mit Feminismus zu tun? Ja, ich als Frau habe eine Meinung. Die messe ich selbst so wichtig an, dass ich damit Artikel schreibe, die sogar einige Menschen lesen (!). Ja, ich entspreche nicht dem Beauty-Standart und trotzdem kann ich mich und meinen Körper zeigen.

Ein Erfahrungsbericht. Ein persönlicher Eindruck. Wiedermal: Wie selbstbezogen ich doch bin, welch böser Feminismus! Wenn ich nur auf meine Seite kommt um über die neusten Bilder von mir zu schmunzeln, bin trotzdem ich die letzte die lacht. Danke auch für eure Klicks.

Viele von euch wissen genau wovon ich rede. Auch wenn nicht jeder überhaupt etwas dazu sagt, bekommt man seltsame Blicke oder weiß in etwa was das Gegenüber darüber denkt, oder?

Fotos: Stephanie Stonem
Mode: Dress – Ade Velkon // Pullover – Acne Studios // Shoes (Second-Hand) – Wood Wood

12 Kommentare

  1. Danke für deine Ehrlichen Worte und ich, auch als Bloggerin, kann mich sehr gut mit deiner Lage identifizieren.

    Aber wenn jeder eine kleinigkeit tut und somit die Welt verbessert, würde es der Welt schon besser gehen. Und irgendjemand muss was machen.
    Mach weiter so! 🙂

    Liebe Grüße maira

  2. Wow, danke für deine ehrlichen Worte! Ich verstehe dich zu 100%, aber genau solche Frauen wie dich brauchen wir in der Bloggerwelt! Mutig und ehrlich!
    Immer weiter so!

    Liebe Grüße!
    Anna

  3. Dass Du hier den Aspekt „Scham“ einmal – quasi ausnahmsweise – darstellst, dass überhaupt jemand über die Schwierigkeiten beim Veröffentlichen und „Sich-Zeigen“ spricht/schreibt, ist selten.
    Aber die Schwierigkeit dennoch häufig, nehme ich mal an.
    Andererseits ist Bloggen ja so ein Zwischending – kein Massenmedium im eigentlichen Sinn, aber auch schon mehr als die persönliche Mitteilung unter vier Augen.

    Dabei ist es gut, wenn Du als BloggerIn etwas zu sagen, zu zeigen, aufzuzeigen hast. Gleichzeitig ist es eigentlich normal, „sich“ mitzuteilen.
    Schön, wenn Deine Beiträge weder unverschämt noch nichtssagend sind 😉

    Damit komme ich zur sachlichen Ebene, zur „stofflichen Dimension“ 😉 :

    Gerade die „nachhaltige Mode“ bzw. die umweltfreundliche Kleidung ist mit der Zeit allzu vergessen worden – dabei gibt es viele gute Fasern neben Kunststoff und Baumwolle aus giftiger Massenproduktion.

    Vielleicht kristallisiert sich ja auch auf diesem Gebiet noch etwas heraus?

    Ich wünsche Dir jedenfalls noch viel Spass und Erfolg beim Bloggen!

    • Hallo Klaus,

      vielen Dank für dein Kommentar! 🙂

      Na, dass umweltfreundliche Mode in Vergessenheit geraten ist wendet sich ja gerade wieder etwas, dabei helfen eben auch „Fair Fashion Blogger“ wie meinerseits..
      Natürlich nicht zu verwechseln mit dem Greenwashing vieler Unternehmen zur Zeit..

      Von welchen Fasern sprichst du genau? Aber wie können Fasern aus giftiger Massenproduktion gut sein? Jedenfalls verstehe ich den Satzbau so.. Über Aufklärung würde ich mich sehr freuen.

      Liebe Grüße und bis zum nächsten Mal,
      Ann

      • Hallo, Anni,
        so pauschal ist mein Statement zu umweltfreundlicher Mode, die in Vergessenheit geraten ist, natürlich nicht haltbar – aber es muss doch auch Zeiten ohne Kunstfasern und Baumwolle aus Pestizid-gelenktem Anbau gegeben haben…
        Zu den daneben „vergessenen Fasern“ gehört die Brennessel-Faser, hier ist (fast) nur das Wort vom Stoff namens „Nessel“ geblieben, während der Stoff in Leinenbindung aus Baumwolle ist. Dabei soll die Nessel-Faser recht angenehm sein – wenn auch schwierig im Anbau – relativ schwierig, denn Pestizide und Dünger braucht sie wohl nicht.
        Sogar aus Disteln sollten Garne möglich sein – die ist gerade für trockene Gebiete geeignet, die möglicherweise aber eher, wie Jute, für technische Zwecke.
        Hanf und Leinen wären noch zu nennen, wenn sie auch in mancher Nische wiederentdeckt worden sind und – geschätzt – unverhältnismäßig teuer sein dürften.

        Wenn so manche Entwicklung sich (wieder) hin zu einer naturgemäßen Richtung wendet – das finde ich auch absolut nötig. Und schön, dass Du Dich auch dafür einsetzt.

        Liebe Grüße,
        Klaus-Peter

  4. Liebe Annie,

    ich finde es sehr toll, wie offen du darüber sprichst und uns so einen tiefen Einblick in deine Gedanken gewährst.
    Weiter so!

    Ganz liebe Grüße
    Ebi

  5. Ach du!
    Stell dir mal vor, du hättest nie angefangen zu Bloggen, wir hätten uns nie kennengelernt und was wir alles schon verpasst und nicht gemacht hätten. Besser isses, dass es Fashion Fika gibt und du was in die Internetwelt schreibst. So solls sein. <3

  6. Ich danke dir so sehr für diesen Blogpost!
    Du hast so unglaublich recht!
    Ich kann wirklich nur sagen thumbs up girl!
    You rock it! Ich glaube ich kann sagen dass du für uns alle
    Frauen sprichst! Danke dass DU es aussprichst!

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